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ALS und andere Motoneuron-Krankheiten

Ein Mensch mit ALS trägt ein Brillengestell mit einem Laserpointer. Der Laserpointer ist auf eine Tafel mit Buchstaben – eine Kommunikationstafel – gerichtet. Foto von Fezcat auf Wikipedia unter CC BY-SA 4.0

In diesem Kapitel wird beschrieben, was Motoneuron-Krankheiten sind, mit welchen Herausforderungen Betroffene zu kämpfen haben, und inwieweit Eye-Tracking-Systeme helfen können.

Motoneuron-Krankheiten: Fortschreitender Verlust der Körperkontrolle

Motoneuron-Krankheiten (MND) sind neurologische Erkrankungen, die jene Nervenzellen betreffen, die für die Steuerung von Muskelbewegungen verantwortlich sind. Sie führen zu einem fortschreitenden Abbau der sogenannten Motoneuronen, was Muskelschwäche, Lähmungen und schließlich den Verlust grundlegender körperlicher Funktionen wie Sprechen, Schlucken und Atmen zur Folge haben kann. Zu den bekanntesten Erkrankungen zählt die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Die genaue Ursache von MND ist oft unbekannt, jedoch können genetische Faktoren oder Umweltfaktoren eine Rolle spielen.

Erkrankte können sich kaum mehr mitteilen: Soziale Isolation und Probleme bei der Pflege sind die Folge

Eine der Folgen von Motoneuron-Krankheiten ist die Beeinträchtigung der Kommunikation. Durch Muskellähmungen verlieren Betroffene häufig die Fähigkeit zu sprechen oder zu schreiben. Im späteren Verlauf bleibt oft nur die bewusste Augenbewegung übrig.

Betroffene und Angehörige müssen nun kreativ werden. Kommunikation ist zum Beispiel über Ja-Nein-Fragen mit Blinzeln oder mit Kommunikationstafeln möglich. Dies erfordert jedoch Zeit und Geduld aller Beteiligten. Pflegepersonal, das ohnehin stark belastet ist, kann diese Zeit oft nicht aufbringen. Kommunikation muss unter Zeitdruck auf das Nötigste reduziert werden. Komplexe Sachverhalte zu klären ist unmöglich. Mal eben darum bitten, den linken Nasenflügel zu kratzen? Unvorstellbar.

Im Krankenzimmer entsteht dadurch ein Teufelskreis: Ohne eine Möglichkeit, Bedürfnisse, Schmerzen oder Ängste mitzuteilen, können Betroffene leicht übersehen oder missverstanden werden. Dies verstärkt das Gefühl von Hilflosigkeit und Abhängigkeit. Der Verlust der Sprache ist dabei weit mehr als ein physisches Problem – er bedeutet für viele einen Verlust von Identität und Selbstbestimmung.

Die Versorgung von MND-Betroffenen muss deshalb weit über die medizinische Behandlung hinausgehen. Es braucht technologische und vor allem soziale Unterstützung, um ihre Kommunikation so lange wie möglich zu erhalten und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sicherzustellen. Nur so kann ein würdiges Leben trotz der Krankheit ermöglicht werden.

Eye- und Head-Tracking als Hilfsmittel zur Kommunikation

Eye- und Head-Tracking sind Technologien, die Bewegungen der Augen oder des Kopfes erfassen, um Geräte wie Computer oder Kommunikationshilfen zu steuern. Diese Systeme sind besonders für Betroffene von Motoneuron-Krankheiten von großer Bedeutung. Sie ermöglichen es, trotz Lähmungen interaktiv zu bleiben und sich auszudrücken. Besonders bei MND-Betroffenen bleibt die Augenbewegung oft bis spät in der Krankheit erhalten. Zum Beispiel erlaubt diese Technologie es, durch bloßes Hinsehen Texte zu schreiben, computergenerierte Sprache auszugeben oder gar den gesamten Computer zu bedienen.

Diese Technologien ermöglichen nicht nur die Kommunikation mit Angehörigen oder Pflegekräften, sondern auch die Teilnahme an digitalen und sozialen Aktivitäten. Dies reduziert Isolation und steigert die Lebensqualität. Moderne Eye- und Head-Tracking-Systeme sind inzwischen präzise, benutzerfreundlich und können individuell angepasst werden. Sie eröffnen Menschen mit schweren körperlichen Einschränkungen neue Wege, um sich mitzuteilen und aktiv am Leben teilzuhaben.

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